150 Jahre Liederkranz Dunningen – 150 Jahre Kultur und Geschichte
Seit 150 Jahren wird im Liederkranz der Chorgesang gepflegt.
Damit zählt er zu den ältesten Vereinen der Gemeinde.
Das 150-jährige Jubiläum soll Anlass sein, der Geschichte dieses Vereins nachzugehen, freilich nicht durch eine lückenlose Darstellung der Vereinsarbeit anhand des Protokollbuches. Es soll vielmehr versucht werden, das geschichtliche, gesellschaftliche und politische Umfeld einzubeziehen, denn die Tatsache, dass seit dem Beginn des 19. Jahrhunderts überall insbesondere Turn- und Sängervereine entstanden, ist natürlich nur aus diesem Gesamtzusammenhang heraus zu verstehen. An sechs Stationen unserer Zeitreise – immer im Ab-stand von 25 Jahren – wollen wir innehalten und sowohl nach rückwärts als auch nach vorwärts blicken und dabei Geschehnisse und Veränderungen in unserm Land, in unserem Dorf und im Verein betrachten. Dass es in diesen 150 Jahren neben vielen Höhepunkten auch Tiefpunkte und Krisen gegeben hat, ist selbstver-ständlich. Rauschende Feste und dunkle Tage, ernste und sorglose Zeiten, trübe und heitere Stunden wech-selten einander ab. Da in den bisherigen Abhandlungen zur Vereinsgeschichte hauptsächlich die letzten Jahrzehnte im Mittelpunkt standen, sollen hier auch die ersten 75 Jahre beleuchtet werden. Wir begeben uns also auf
1. Station: Die Gründung (1853-1878)
Im Jahre 1803, also vor genau 200 Jahren, endete für das bis 1435 reichsunmittelbare Dorf Dunningen die über 380 Jahre lange Zugehörigkeit zur Herrschaft der Reichsstadt Rottweil. Damit begann ein neuer Ab-schnitt in der Geschichte, man gehörte nun zum Kurfürstentum Württemberg, das 1806 zum Königreich auf-stieg. Nicht alle Erwartungen, die man an die neue Herrschaft hatte, erfüllten sich in den nächsten Jahren. Zunächst wurde das Land in den Jahren 1816/1817 von einer schweren Hungersnot heimgesucht. Auch in den 40-er Jahren kam es zu Hungersnöten (Kartoffelseuche) und Massenarmut, die sich naturgemäß beson-ders auch in den landwirtschaftlich strukturierten Gebieten, über drei Viertel der Bevölkerung waren hier be-schäftigt, vor allem in der unterbäuerlichen Schicht, aber auch bei den Handwerkern, verheerend auswirkten. Die Zahl derer, die deshalb der Heimat den Rücken kehrten, war groß. In den Jahren 1849 bis 1855 verließen rund 70 000 Württemberger ihre Heimat, das sind 5% der Bevölkerung.
Auch politisch hatte man sich ein Mehr an persönlicher Freiheit und Demokratie erhofft.
Aber es gibt natürlich auch erfreuliche Dinge zu berichten. Württembergs 2. König, Wilhelm I., der von 1816 bis 1864 regierte, kümmerte sich besonders um den Bauernstand, seine Frau Katharina um die sozial Schwachen. Das Landwirtschaftliche Institut Hohenheim wurde ins Leben gerufen und auf dem Cannstatter Landwirtschaftlichen Fest konnten die Bauern neue Methoden in der Produktionsweise bestaunen. Die Land-gemeinden hatten ihren Bauern hochwertige Farren zur Rinderzucht bereit zu stellen. So erhielt Wilhelm I. bald für seine Förderung des Bauernstandes den Titel
Der Herrscher sorgte sich aber auch um Handwerk und Gewerbe. Im Jahre 1848 errichtete er die
König Wilhelm I. war natürlich eingebunden in den Kreis der damaligen Fürsten und der herrschenden politi-schen Verhältnisse. Er konnte keinen Sonderweg einschlagen. Aber schon Zeitgenossen heben hervor, dass in Württemberg eine größere Freiheit herrsche als in anderen deutschen Staaten. So konnte sich in seinem Königreich auch das geistige und kulturelle Leben in den bürgerlichen Kreisen freier als anderswo entfalten, was allerorten zur Gründung kultureller Vereinigungen führte. Bei seinem 25. Regierungsjubiläum 1841 be-fanden sich unter den 10 000 Teilnehmern auch 70 Liederkränze. Der erste württembergische Gesangverein war schon 1817 in Schwäbisch Hall gegründet worden. Bald folgten weitere in Heilbronn und Rottenburg, in Ulm, Ellwangen und Stuttgart und dann nach und nach in vielen Städten und Gemeinden. Diese Vereine wa-ren politische Gruppierungen, die ihre Gedanken, Gefühle und Sehnsüchte nach Einigkeit des deutschen Vaterlandes, nach dem demokratischen Recht und nach der persönlichen Freiheit in den Liedern ausdrück-ten (z.B. in „Die Gedanken sind frei“, „Was ist des Deutschen Vaterland“ oder „Deutschlands Ruhmes-Glanz und Ehre“). So wurden diese Männerchöre zum Stolz der bürgerlichen Nationalbewegung des 19. Jahrhunderts.
Zwischen 1827 und 1868 sind 117 Personen aus Dunningen ausgewandert, davon 88 nach Nordamerika. Eine wollen wir ausführlicher erwähnen: Hugo Sohmer. Er wurde am 11. November 1846 als Sohn des Wundarztes und Schultheißen Joseph Sohmer, unter ihm wurde 1842 das Rathaus erbaut, geboren. 1862 wanderte er aus und gründete in den USA 1872 die Klavierfabrik Hugo Sohmer. Er starb 1913. Seine Heimatgemeinde hat er nie vergessen, u.a. stiftete er anfangs des 20. Jahrhunderts namhafte Beträge zur Anschaffung von Glocken und zum Bau einer Orgel.
1854 wurde in Bochum der
Zweifellos hat sich zwischen 1803 und 1853 die Tatsache ausgewirkt, dass Dunningen aus der teils harten Herrschaft der Reichsstadt Rottweil befreit worden war und nun in mehr Selbständigkeit seine Angelegenhei-ten regeln konnte. Es war vor allem eine Befreiung von feudalen, genossenschaftlichen und zünftigen Bin-dungen und Hemmnissen. Denken wir nur an den Gewerbe- und Marktzwang, den die Stadt ihren Landge-meinden auferlegt hatte. Jetzt konnten sich Handwerker und Gewerbetreibende frei entfalten, den Kleinbau-ern und den Tagelöhnern boten sich zusätzliche Verdienstmöglichkeiten. Unser einheimischer Historiker Ed-win Ernst Weber spricht in diesem Zusammenhang von einem „Horizont größerer Freiheit“.
Über die Gründung des Vereins gibt es keine unmittelbaren schriftlichen Aufzeichnungen. Wir können uns nur auf eine Notiz aus einem Protokollbuch, das erst 30 Jahre später angelegt wurde, berufen. Dort lesen wir: „Es folgen hier nachdem auf den 1. Januar 1883 für den Gesangverein erstmals Statuten errichtet und mit diesen ein neues Protokollbuch angelegt wurde kleinere Notizen vom Entstehen des Vereins bis auf den heutigen Tag.“ (Hier und bei allen folgenden Zitaten aus dem Protokollbuch wurde der Text in Zeichensetzung, Recht-schreibung und Grammatik so übernommen, wie er dort zu finden ist).
„Wie wir aus den zuverlässigsten Quellen der zur Zeit noch lebenden Mitglieder welche zwar dem Verein nicht mehr angehören in Erfahrung gebracht haben, soll sich im Jahre 1853 eine muntere Schar Männer gesammelt haben, mit dem Gedanken, den Volksgesang zu pflegen, d.h. einen Männergesangverein zu gründen und stand an der Spitze als Mitbegründer Herr Lehrer (Jakob?) Zepf, dem wir aus diesem Grunde stets ein gutes Andenken bewahren wollen“, so lautet die
Der Chronist Oberlehrer Karl Schneider zitiert ein Ratsprotokoll von 1862, in dem erwähnt wird, dass der kirchliche Sängerchor durch Sänger vom Gesangverein verstärkt wird, und auch diese sollen, solange ihre Zahl nicht unter 12 sinkt, jährlich 12 Gulden von der Gemeindekasse erhalten. Über den Liederkranz selbst schreibt er: „Der Gesangverein Liederkranz ging in den 1870-er Jahren aus dem Kirchenchor, dem er bis heu-te (1927) treu geblieben ist, hervor und feierte im Juli 1878 das Fest seiner Fahnenweihe.“ Daraus könnte man folgern, dass der Liederkranz über lange Zeit hinweg zusammen mit dem Kirchenchor die Gottesdienste mit seinem Gesang verschönte. Auch Bürgermeister Eugen Weiler nimmt in seinem Grußwort zum 100-jährigen Jubiläum im Jahre 1953 als Festpräsident diesen Gedanken auf: „ Dieser Gründung lag der Gedanke zugrunde, den sonntäglichen Gottesdienst zu verschönen und das deutsche Lied zu pflegen“. Vermutlich war es so, dass zeitweise weder der Kirchenchor noch der Gesangverein auf genügend aktive Sänger zurück- greifen konnte und sich beide gegenseitig unterstützten, insbesondere bei größeren Festlichkeiten. Auch darf vermutet werden, dass es dem Liederkranz anfänglich an weltlicher Chorliteratur mangelte.
2. Station: Die Fahnenweihe (1878-1903)
Der erste Versuch, die deutschen Länder zu vereinen, war 1848/49 gescheitert. Die Hoffnung auf eine Eini-gung wurde aber gerade auch durch die Sänger wachgehalten. Bei der Beerdigung unseres schwäbischen Dichters und Freiheitskämpfers Ludwig Uhland im Jahre 1862 wurde vom Schwäbischen Sängerbund ein Kranz niedergelegt, der mit schwarz-rot-goldenen Bändern, den Farben des Hambacher Festes und der 48-er Revolution, geschmückt war. Die Reichsgründung durch Otto von Bismarck 1871 war dann aber nicht das, was sich die Sänger erhofft hatten. Allerdings gab man nach den siegreichen Schlachten gegen Frankreich den vaterländischen Gefühlen auch im Liedgut beredten Ausdruck.
Dunningen hat in den Jahren nach 1850 sicherlich einen großen Sprung nach vorne gemacht. Die Zahl der Handwerker war gestiegen, die Bauern wurden nach und nach von den alten Lasten befreit. Schon 1847 hatte Johann Wehle aus Grünmettstetten die Brauerei und Restauration an der Hauptstraße erworben und sie zu einem stattlichen Wirtschaftskomplex mit neuem Brauhaus, Gärkeller, Malzboden, Kühlhaus und Remise ausgebaut. Damals wurde die Grundlage gelegt zu einer Stätte, in der sich über viele Jahrzehnte die dörfliche Kultur präsentieren und entfalten konnte. Das
In diese Zeit fällt auch die Ansiedlung der im Jahre 1865 von Hausach nach Dunningen verlegten Stroh- und Palmhutfabrik B. Mauchs Nachfolger und der Mechanischen Werkstatt von Pius Stange, ferner der 1883 gegründete Kupferschmiede von Albert Duffner. Hier wurden Arbeitsplätze geschaffen, nicht nur für die männliche Bevölkerung; die Strohhutfabrik beschäftigte rund 80 Heimarbeiterinnen aus Dunningen und den umliegenden Orten. So zog nun auch die Industrie in das Dorf auf der Schwarzwaldvorebene ein. Diese posi-tive Entwicklung im wirtschaftlichen Bereich hat sich aber anscheinend nicht auf die Vereinsarbeit übertragen.
1875 starb in Bochum der Erfinder des Stahlformgusses Jacob Mayer und 1876 wurde in der Alten Mühle Emil Maier, der in der Weimarer Republik in Baden Innenminister war, wohl der 1. Sozialdemokrat Dunningens, geboren.
Die Zahl der Sänger dürfte zu dieser Zeit 20 nicht überschritten haben. Im Jahre 1883 zählt der Verein nur noch 17 Sänger und 28 passive männliche Mitglieder.
„Am 28. Juli 1878 feierte der Gesangverein nach 25jährigem Zusammenwirken die Weihe, der durch die Wohl-tätigkeit der Bürger sowie dem Beitrage der wohllöblichen Gemeinde gestifteten Fahne.“
Ansonsten ist über die Geschichte des Vereins nicht viel zu berichten. Deshalb ist hier Raum, etwas über das Liedgut der damaligen Zeit zu sagen. Hermann Schneider, der gegenwärtige Dirigent, meint dazu Folgendes: „Vor allem im süddeutschen Raum ist die Entstehung der Männerchöre eng mit dem Schaffen Friedrich Silchers (1789-1860) verknüpft, der 1817 sein Amt als Universitätsmusikdirektor in Tübingen antrat. Neben der musikalischen Ausbildung der angehenden Volksschullehrer verdankt ihm die Männerchortradition jener Zeit viele Volksliedbearbeitungen und Originalkompositionen. Es sind Lieder, die bis heute zum festen Be-stand nahezu aller Männerchöre in den Sängergauen Süddeutschlands gehören.“ Beispiele dafür sind:
Es löscht das Meer die Sonne aus
Hab oft im Kreise der Lieben
Ich hatt` einen Kameraden
Stumm schläft der Sänger
Hermann Schneider meint abschließend: „Man kann wohl davon ausgehen, dass der Liederkranz Dunningen anfangs ebenfalls viele Chöre von Silcher und Nägeli
(Schweizer Komponist und Verleger, 1773 – 1836) gesungen hat. Bei anspruchsvollen Auftritten hat man sicher auch Schubert-Lieder vorgetragen. Bestätigt wird diese Annahme vor allem dadurch, dass sich
dem Staufenbanner ewig treu,
so steh´n wir ein in Lust und Leid,
allzeit für Deutschlands, Deutschlands Einigkeit.“
(Wahlspruch des Schwäbischen Sängerbundes (SSB). Das Staufenbanner wurde 1857 in Tübingen als Fah-ne des SSB vorgestellt und geweiht).
3. Station: Die Krise (1903-1928)
Das Deutsche Reich stand in seiner vollen Blüte. Kaiser Wilhelm II. trieb Weltmachtspolitik. „Deutschland, Deutschland über alles“. Es kam zu einem wirtschaftlichen Aufschwung, bedingt durch Technisierung, Motori-sierung und Automatisierung. Neue Energien wie Kohle, Gas und Strom gewannen als Kraft- und Lichtspen-der immer mehr an Bedeutung. Eine rege Bautätigkeit im öffentlichen und im privaten Bereich setzte ein. Straßen und Eisenbahnen wurden allüberall gebaut. Dem deutschen Volke ging es gut. Der Wohlstand hatte Einzug gehalten. Die Begeisterung der Gründerzeit aber verflüchtigte sich. „Vorüber ist jene Zeit, in welcher die freie Regung des Volkslebens eine Zuflucht im Gesang suchen musste. . . Es war in ihrer Art eine schöne Zeit voll hoher Ideale. Seit diese des Gesangs nicht mehr bedürfen, ist ihm ein Teil seiner hochgesteckten Ziele genommen“, meint dazu Otto Elben, der im 19. Jahrhundert 26 Jahre lang Vorsitzender des Schwäbi-schen Sängerbundes war.
„Der Ort trägt den Charakter eines Landstädtchens, das durch seine prächtige Lage, die schönen breiten Straßen, die Bauart seiner Häuser und besonders durch seine Reinlichkeit auf jeden Besucher einen äußerst freundlichen Eindruck macht“, so beschreibt der Chronist das Dorf um die Wende vom 19. ins 20. Jahrhundert. Ackerbau und Viehzucht bildeten die Hauptbeschäftigung der Bewohner. Im Jahre 1907 zählte man 130 Pferde, 1083 Stück Rindvieh und 729 Schweine. Dunningen war damals Sitz zweier größerer Fabriken: Die Silberkettenfabrik von Carl Härdtner beschäftigte ca. 40 Personen und viele Heimarbeiter, die Stroh- und Palmhutfabrik B. Mauch`s Nachfolger vertrieb ihre Produkte nicht nur in Deutschland, sondern in ganz Euro-pa und sogar in Asien. Es gab aber auch schon zahlreiche Auspendler, die als Fabrikarbeiter vor allem in der Uhrenindustrie Schrambergs beschäftigt waren. Den Weg dorthin legten sie anfangs zu Fuß zurück, erst spä-ter fuhr dann ein Arbeiterbus. Die Arbeitszeit betrug 12-14 Stunden. Zwei Textilgeschäfte (W. Mauch und I. Bollermann), zwei Gemischtwarengeschäfte (A. Graf und G. Mettler) 8 Wirtschaften (Wehle, Krone, Anker, Hirsch, Mohren, Rössle, Rose, Schnecke und Ratsstube) und neben der Volks-schule eine Fortbildungs- und Zeichenschule vervollständigen das Bild der damaligen Gemeinde, die im Um-land auch etwas spöttisch-ironisierend
Im Jahre 1910 wurde das heute noch voll funktionsfähige Schulhaus gebaut, lange Zeit der Stolz der Dunnin-ger Handwerkerschaft, wie man z.B. am künstlerisch gestalteten Schulportal sehen kann. Sie errichteten die-sen mächtigen Bau in der Ortsmitte ohne fremde Hilfe, nur der Blitzableiter wurde von einer auswärtigen Firma montiert. Zuvor war schon eine Kleinkinderschule, ein Schwesternhaus und ein neues Pfarrhaus gebaut wor-den. Der Friedhof wurde erweitert, neue Glocken und eine neue Orgel wurden angeschafft und am 1. Sep-tember 1900 wurde die erste öffentliche Fernsprechzelle errichtet. Die Gemeinde erhielt eine öffentliche Was-serversorgung und elektrisches Licht.
Ab 1906 verkehrte auf der Strecke Rottweil – Schramberg ein
Eigenartigerweise findet man im Protokollbuch unter dem Jahr 1903, in dem der Verein sein 50-jähriges Be-stehen begehen konnte, keine Notiz über irgendwelche Festlichkeiten. Die Sängerschar dürfte sich um die Zahl 20 herum bewegt haben, denn im Protokoll lesen wir, dass 20 neue Liederbücher (
Es ist wohl jedem einsichtig, dass sich in einer 150-jährigen Vereinsgeschichte Licht und Schatten abwech-seln. So auch im Gesangverein. Überblickt man seine Geschichte, dann kann man zwei Epochen unterschei-den. Die ersten 75 Jahre waren oft schwere und krisenvolle Jahre für den Verein. Die zweiten 75 Jahre kön-nen ( mit Ausnahme der Zeit des II. Weltkrieges) als äußerst erfolgreiche und stabile Vereinsjahre bezeichnet werden. Insbesondere um die Jahrhundertwende scheint auch in unserer Gemeinde die Begeisterung für das
Vergleichen wir diese Zustände mit den letzten 50 Jahren von 1953 bis 2003 so kam der Verein in dieser Zeit mit nur 4 Vorständen (Josef Moosmann, Anton Bantle, Helmut Mauch und Martin Merz) und 6 Dirigenten (Ludwig Graf, Max (?) Jaud, Max Schier, Eugen Missel, Siegfried Kern und Hermann Schneider, ( seit 1982), aus. Damit steht jetzt schon fest, dass Hermann Schneider der Chorleiter ist, der dem Verein am längsten die Treue hielt und hoffentlich noch lange halten wird. Wenn der Liederkranz im gegenwärtigen kultu-rellen Leben der Gemeinde eine so hervorragende Rolle spielt und die Chöre des Vereins auf so hohem Ni-veau singen, so ist dies seiner kontinuierlichen und fachlich hervorragenden Arbeit zu verdanken.
4. Station: Der Aufschwung (1928-1953)
Nach dem Krieg kam es im Königreich Württemberg und auch im Großherzogtum Baden zur Revolution der Arbeiter- und Soldatenräte. (Der Dunninger Sozialdemokrat Emil Maier spielte dabei in Baden eine herausra-gende Rolle!) Der sehr beliebte 4. und letzte württembergische König, man nannte ihn den , Wilhelm II. ( 1891 bis 1918), dankte ab und zog sich nach Bebenhausen zurück.
Im Januar 1919 durften bei den Wahlen zur Verfassungsgebenden Landesversammlung erstmals auch die Frauen wählen. Unser Land Württemberg war nun eine demokratische Republik innerhalb des Reiches. Es verlor seine eigene Armee und seine bisherigen Zuständigkeiten für die Außenpolitik, das Verkehrswesen, die Eisenbahnen und für das Post- und Telegrafenwesen. In dieser Zeit kamen nun plötzlich wieder die vaterlän-dischen Gesänge aus der Mitte des 19. Jahrhunderts in Mode. Der Erbfeind Frankreich, der ins Ruhrgebiet einmarschiert war, mobilisierte auch die Männerchöre im Südwesten. (Der Dunninger Männergesangverein machte da keine Ausnahme. Für das Wertungssingen in Freudenstadt hatte Dirigent Mayer den Chor
Im Januar des Jahres 1933 war das Schicksal der 1. deutschen Demokratie besiegelt. Die Nationalsozialisten hatten nun für 12 Jahre das Sagen. Auch der Schwäbische Sängerbund und die ihm angeschlossenen Ver-eine wurden gleichgeschaltet. „Zum Zwecke der Gleichschaltung werden die Herren Gauvorstände ersucht, in tunlichster Bälde dem jeweiligen Gauausschuss einige Mitglieder zuzuwählen, die der NSDAP schon längere Zeit angehören oder ihr doch nahe stehen.“ (1933)
Die Sänger „werden auch am Oberndorfer Liederfest durch ihr diszipliniertes Verhalten, durch ihr geordnetes und straffes Auftreten, durch ihren kameradschaftlichen Geist und durch ihre Treue zum deutschen Lied zei-gen, dass sie würdige Mitkämpfer unseres Führers Adolf Hitler sind.“ (18. Kreisliederfest in Oberndorf 1935)
Während der gesamten Dauer der Weimarer Republik wurde Dunningen von Bürgermeister Franz Xaver Weber ( die Amtsbezeichnung hieß ab 1930 nicht mehr
Zu erwähnen ist auch noch die kurze Amtszeit von Bürgermeister Hans Schmid (1931-1934). Er war dem Stützpunkt Dunningen der NSDAP von Anfang an ein Dorn im Auge, da er sich nicht oder doch nur sehr wi-derwillig zur „Regierung der nationalen Revolution“ bekannte. Der Stützpunktsleiter, ein Arzt, fordert in einem Schreiben seine Ablösung, denn „ein Siegesjubel der gesamten schwarz-roten Front wäre die Folge seines Hierbleibens“. Wir sehen, auch in Dunningen hatte der Nationalsozialismus seine Anhänger. Bei der Reichs-tagswahl am 5. März 1933 erhielt das Zentrum 376 (52%), die NSDAP 211(29%), der Bauern- und Weingärt-nerbund 50 (7%), die KPD 39 (5,4%) und die SPD 16 (2%) der Stimmen.
„Anfangs April 1913 wurde nach längerer Einstellung des bisherigen Gesangvereins ein neuer Gesangverein gegründet, wobei sich Herr Hauptlehrer Dupper in freundlicher Weise bereit erklärte die Dirigentenschaft des-selben zu übernehmen. In einer Versammlung, in der alle Mitglieder, auch die des alten Vereins geladen wa-ren, erfolgte die Übergabe der Vereinsfahne, des Harmoniums und sämtlicher Musikalien an den neuen Ver-ein. Die bisherigen Mitglieder Gregor Mauch, Gregor Schneider und Joseph Stern lehnten es bei dieser Versammlung ab, dem neuen Verein wieder beitreten zu wollen. Es wird zur Aufgabe unseres Vereins gehö-ren, den Genannten, welche lange Jahre hindurch im Gesangverein mitwirkten ein ehrendes Andenken be-wahren zu wollen und die bezeichneten 3 Mitglieder zu unseren ständigen Ehrenmitgliedern zu ernennen.“ Der neue Verein trat am Fasnachtssonntag 1914 erstmals mit einer „Produktion“ im Kronensaal auf. Bei dieser Veranstaltung konnten sage und schreibe 66 passive Mitglieder aufgenommen werden, für den Schriftführer „ein Beweis dafür, dass es im Inte-resse der Einwohnerschaft Dunningens ist, dass ein Männergesangverein wieder ersteht, und dass unsere passiven Mitglieder bereit sind, durch ihren Beitrag uns zu unterstützen und zu verhelfen, damit unser neu gegründeter Männergesangverein immer mehr und mehr vorwärts streben und mit der Zeit im Stande ist auch tüchtiges zu leisten.“
Leider wurde diese positive Entwicklung durch den Ausbruch des 1. Weltkrieges jäh unterbrochen. Von den 38 aktiven Sängern sind 3 nicht mehr aus dem Krieg zurückgekehrt: Erich Duffner, Johann Mauch und Otto Müller.
Nach den Schrecken des Krieges und den anschließenden Wirrnissen „erließ Herr Hans Maier, Bildhauer, im Juli 1921 an alle Sangesfreudigen eine Einladung in das Gasthaus Krone zwecks Gründung eines Gesang-vereins.“ 20 Sänger folgten dem Aufruf und bekundeten durch ihre Unterschrift, sich aktiv im Verein zu enga-gieren. Dieser „dritte“ Gesangverein konnte bald große Erfolge daheim und bei auswärtigen Sängerfesten verbuchen. Im Jahre 1925 zählte er sage und schreibe 61 aktive und 140 passive Mitglieder. Bei den Wer-tungssingen z.B. in Lauterbach ( Einfacher Volksgesang mit dem Chor
Höhepunkt aber war natürlich die glanzvolle Feier zum 75-jährigen Bestehen des Liederkranzes vom 9. bis 11. Juli 1928. Am sonntäglichen Festzug nahmen 37 Vereine teil.
Natürlich konnte sich auch der Liederkranz nicht gegen die neuen Machthaber stellen, sang- und klanglos (oder muss man in diesem Fall sagen
Alle im deutschen Reich
Jubelnd herbei:
Deutschland ist stolz erwacht,
Herrlich zu neuer Macht
Siegreich durch Not und Nacht,
Einig und frei“,
sang z. B. der Liederkranz Zimmern beim 18. Kreisliederfest 1935 in Oberndorf.
5. Station: Der Neuanfang (1953-1978)
Am 8. Mai 1945 war der 2. Weltkrieg beendet. Im Bereich unseres heutigen Bundeslandes entstanden durch Verfügung der Siegermächte 3 unabhängige Länder, Württemberg-Baden in der amerikanischen Zone, Ba-den und Württemberg-Hohenzollern in der französischen Zone. Dunningen gehörte zu Letzterem. Alle NS-Organisationen wurden aufgelöst, auch die Sängerbünde, da die Alliierten der Meinung waren, auch diese seien als NS-Organisationen anzusehen und zu verbieten. Ende 1945 erließen die Franzosen eine Verord-nung über die Wiederherstellung des Vereinsrechtes. Es konnten nun neue Vereine gegründet werden, frühe-re NSDAP-Mitglieder durften aber nicht in führende Positionen gewählt werden.
Nach und nach lockerte die Besatzungsmacht ihre strenges Regiment. Auf örtlicher Ebene konnten die Bürge-rinnen und Bürger wieder selbst bestimmen. Bürgermeister- und Gemeinderatswahlen fanden statt, bald auch die Wahl eines Landesparlamentes Württemberg-Hohenzollern. 1949 konnten die westlichen Länder einen Bundestag wählen und 1952 kam es zur Bildung des Südweststaates, zur Gründung von Baden-Württemberg. Westdeutschland gab sich im Grundgesetz eine der freiheitlichsten Verfassungen der Welt.
Auch wirtschaftlich ging es bald wieder bergauf. Der Wiederaufbau begann und schon bald sprach man vom „Wirtschaftswunderland“.
Natürlich kann dieses Kapitel nicht abgeschlossen werden, ohne darauf zu verweisen, dass in diesen Jahren die Feindschaft gegenüber unserem Nachbarland Frankreich abgebaut wurde und eine Völkerfreundschaft entstand, die manche nicht für möglich gehalten haben. Auch der Zusammenschluss mit anderen Ländern in Europa hat dazu geführt, den kulturellen Horizont zu erweitern.
In Dunningen hat sich zwischen 1953 und 1978 viel verändert. Im Jahre 1964 starb nach 16-jähriger Amtszeit der bisherige Bürgermeister Eugen Weiler. Die Ära Konrad Zwerenz (1965-1985) begann. In das erste Amtsjahr fiel die Einweihung des Gemeindezentrums, in dem auch eine Turn- und Festhalle eingeplant war. Nun hatte die Gemeinde einen neuen kulturellen Mittelpunkt, die Vereine eine neue Festhalle, der
Da die Bevölkerung rasch wuchs, mussten neue Baugebiete erschlossen werden. Auch der Friedhof wurde erweitert und eine Leichenhalle gebaut. Die Pferde- oder Ochsengespanne der Bauern wurden von den Traktoren abgelöst, Motorräder und – roller (Horex, Zündapp, NSU-Quick und Vespa) fuhren durch das Dorf, bald auch die ersten Autos, der Kabinenroller, die BMW-Isetta und die legendären
Auf dem Gebiet des Vereinswesens änderte sich ebenfalls manches. 1956 wurde die Kolpingsfamilie ge-gründet, 1964 der Ortsbauernverein, 1965 die Ortsgruppe der DLRG, 1966 der Tischtennisverein, 1969 das Dunninger Forum, eine Bildungseinrichtung für Erwachsene, und 1979 der Ortsverein des DRK. Auch entstanden Ortsgruppen der CDU und der SPD. Sie alle haben zusammen mit dem Jubelverein von 2003 das dörfliche kulturelle Leben geprägt und belebt. Wenn sich trotz dieser Vielfalt der Gesangverein beim 125-jährigen Jubiläum 1978 mit 38 Sängerinnen und 56 Sängern mit ihrem Dirigenten Siegfried Kern aus Sulgen präsentieren konnte, so zeigt dies, dass es die Vorstandschaft und die Dirigenten verstanden ha-ben, mit neuen und modernen Liedern die Sangesfreudigen für den Chorgesang zu begeistern und das trotz neuer Medien, höherer Mobilität und größerer Konkurrenz durch andere Vereine. Das
Schon 1946 lebte die Vereinstätigkeit wieder auf. Der Liederkranz wurde zu neuem Leben erweckt. Josef Moosmann übernahm erneut die Vorstandschaft und als Dirigent konnte der einheimische Kaufmann Ludwig Graf, ein Musiker mit Leib und Seele, gewonnen werden. Er schwang bis 1958 den Taktstock, „sorgte für den reinen Ton, den richtigen Rhythmus, die beschwingte Melodie“ und führte seine Sänger zu neuen Höhepunk-ten. Ludwig Graf ist übrigens einer der wenigen Dirigenten in der 150-jährigen Geschichte, der nicht dem Leh-rerstand angehörte.
Der Verein schaffte 1949 eine neue Fahne an, trat 1952 erstmals im Rundfunk auf und feierte 1953 das 100-jährige Vereinsjubiläum, wobei zum ersten Mal auch ein Frauen- und Kinderchor mitwirkte.
Es ist schon interessant, dass die Sängerbewegung von allem Anfang an die Frauen ausgrenzte, obwohl z.B. im kirchlichen Bereich schon sehr früh Sängerinnen und Sänger aktiv waren und wie im Fall Dunningen oft miteinander auftraten. Die katholische Kirche, die bis in die heutige Zeit noch keine Gleichberechtigung zwi-schen Frauen und Männern kennt, war auf diesem Gebiet notgedrungen fortschrittlicher, da das kirchliche Liedgut meist für Männer- und Knabenstimmen komponiert wurde. Es mag auch damit zusammenhängen, dass sich die weltlichen Vereine bis weit in die 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts auch als politische Gruppierun-gen verstanden, Frauen aber hatten auf politischer Ebene nichts zu suchen. Die Äußerungen zur Frauenfrage fallen oft recht drastisch aus. Den Männergesang zugunsten des gemischten Chores zu verdrängen, laufe darauf hinaus, „einen Eichenwald auszuroden und an seiner Stelle eine Ziergärtnerei zu errichten“, konnte man 1904 in einer Sängerzeitung lesen.
Doch war die Teilnahme der Frauen natürlich bei geselligen Veranstaltungen, bei Fahnenweihen, Sängerfes-ten, Festzügen und bei Konzerten sehr erwünscht, wie ein kleines Dankgedicht beweist:
Schön ist es, wenn beim heitern Fest der Lieder
Die Fahnen lustig durch die Lüfte wallen
Und frisch im Chor die kräft`gen Weisen schallen
Der treuvereinten deutschen Sangesbrüder.
Hell glänzt das Aug`, doch heller ist sein Glänzen,
Wenn zu der Sangeslust, zur Macht der Töne
Gesellet freundlich sich das Holde, Schöne,
Als Ros` und Lilie in des Festes Kränzen.
So sah` ich, holde Jungfrau`n Halls, beim Feste jüngst Euch prangen,
Verschmäht es nicht, dafür den Dank des Dichters zu empfangen.
Esslingen, den 18. Mai 1853
Karl Pfaff
Die Frauen erhielten eigentlich erst ab 1932 das Recht, in einem Gesangverein Mitglied zu werden. Insbeson-dere der Schwäbische Sängerbund wehrte sich noch längere Zeit gegen die Mitgliedschaft der Frauen, wie folgendes Zitat beweist:
„Für den Schwäbischen Sängerbund gilt nach wie vor, dass er ein Bund von Männerchören bleiben will. Sin-gen in den Bundesvereinen die Frauen mit, so wird das ganz gern gesehen, aber als vollberechtigte Mitglieder werden sie vom Bund nicht gewünscht“. (1932)
Auch in Dunningen war man lange Zeit skeptisch gegen die Mitwirkungen der Frauen. Wie erwähnt, trat schon 1953 ein Frauen- und ein gemischter Chor auf, doch erst 10 Jahre später wird er offiziell gegründet, musste sich aber trotzdem erst so nach und nach in den Verein „einnisten“ und bis er als gleichberechtigter Partner anerkannt wurde, vergingen etliche Jahre. Im Protokoll des Jahres 1964 lesen wir: „Herr Schier bedauerte, dass der Ausschuss die Mitwirkung des Frauenchores beim Weihnachtskonzert ablehnte. Er betrachte es als großen Vorteil, den Frauenchor bei passender Gelegenheit wieder einzusetzen.“ Während die aktiven Sänger bei den Theateraufführungen freien Eintritt hatten, mussten die Mitglieder des Frauenchores das Eintrittsgeld bezahlen. Erst 13 Jahre später, im Jahre 1977, wurde die volle Gleichberechtigung hergestellt. Die Frauen wurden als
Ein Meilenstein in der Vereinsgeschichte war sicherlich auch der 8. Februar 1958 als Josef Moosmann nach 28 Jahren als Vorstand zurücktrat und Anton Bantle, in Bösingen geboren, sein Nachfolger wurde. Seine 1.wichtige Aufgabe bestand darin, für den zurück getretenen Dirigenten Ludwig Graf, der bei der General-versammlung 1957 wegen „beruflicher Überlastung“ und „Schwierigkeiten“, die nach seiner Ansicht von außen in den Verein getragen wurden, seine Chorleitertätigkeit aufkündigte, einen Nachfolger zu finden. Nach länge-rem vergeblichen Suchen konnte schließlich Max Schier gewonnen werden. Anton Bantle war ein äußerst engagierter Vorstand, der den Verein entscheidend prägte und zu dem machte, was er heute im Jubiläumsjahr ist. Während seiner Vorstandschaft gab es viele Höhepunkte, zwei davon müssen unbedingt erwähnt werden: das sogenannte
Seiner Initiative ist die Gründung des Frauenchores zu verdanken, ohne sein unermüdliches Engagement wäre die
6.Station: Der Aufbruch in die neue Zeit (1978-2003)
In Deutschland waren die letzten Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts geprägt von einem grandiosen wirtschaft-lichen Wachstum und weiteren Fortschritten auf technischem Gebiet. Die Landwirtschaft verlor weiter an Be-deutung, die Verstädterung nahm weiter zu, die Bevölkerung wuchs rasch an, in Baden-Württemberg von 6,4 Millionen auf 10,5 Millionen innerhalb der letzten 50 Jahre. Während zum Anfang des Jahrhunderts die Lebenserwartung noch durchschnittlich 35 Jahre betrug, sind wir heute bei über 70 Jahren. Die Verfünffachung der Reallöhne seit 1948, die Verkürzung der Arbeitszeiten, die Verlängerung der Urlaube und der Freizeit hat ein neues Lebensgefühl und eine andere Orientierung im Leben des einzelnen Menschen zur Folge. Auch erlebten wir eine der längsten Friedenszeiten der Geschichte und hatten 1989 auch noch das Glück, dass sich die bisherigen beiden deutschen Staaten in einer friedlichen Revolution vereinigen konnten.
Doch es ist nicht alles Gold, was glänzt. Dunkle Wolken ziehen am Horizont herauf. In den Entwicklungs- und Schwellenländern wächst die Bevölkerung rasch an, pro Minute um 148 Menschen, es droht eine Klimaerwärmung, die in Zukunft große Umweltkatastrophen nach sich ziehen könnte, neue Krankheiten wie Ebola-Fieber und Aids bedrohen weite Teile der Erde. Es wird immer schwerer sich den weltweiten Entwicklungen zu ent-ziehen, die Globalisierung schreitet im gesellschaftlichen, im wirtschaftlichen und auch im kulturellen Bereich immer weiter voran und es ist kaum mehr möglich, diesen Entwicklungen wirksam entgegenzusteuern.
Eines aber scheint sicher zu sein, es ist wichtiger denn je, sich auf lokaler Ebene und im zwischenmenschlichen Bereich zu engagieren, denn nur so kann unsere heimatliche Kultur erhalten und weiter entwickelt wer-den. Gerade den Vereinen und den darin ehrenamtlichen tätigen Bürgerinnen und Bürgern kommt damit eine gewichtige Rolle zu.
Die letzten Jahrzehnte waren geprägt durch den Ausbau und die Erweiterung fast aller Infrastruktureinrichtun-gen in unseren drei Ortschaften. Das begann mit der Renovation des Rathauses 1986, in dessen Oberge-schoss im Gefolge der glanzvollen 1200-Jahr-Feier 1986 auch ein Heimatmuseum eingerichtet wurde und setzte sich fort mit der Umgestaltung des Kindergartens und mit dem Bau eines weiteren Schulgebäudes im Bildungszentrum. Für die zunehmende Zahl an älteren Bürgerinnen und Bürgern wurde das Seniorenzentrum
Zum Schluss soll unser Bürgermeister Gerhard Winkler zu Wort kommen. Er schreibt in einem Beitrag für die
1999 u.a.: „Nach dem Krieg war Wachstum gefragt und ständige Expansion waren die Zauberworte; unsere Umwelt, die Böden, Fauna und Flora, die Luft und die Gewässer werden oder müssen all unser Han-deln schon verkraften, dachten wir damals. Doch insbesondere im letzten Jahrzehnt setzte zumindest in der öffentlichen Diskussion und leider noch zu wenig beim persönlichen Handeln ein Umdenkungsprozess ein.“ Der Bürgermeister zählt dann die Maßnahmen zum Schutze der Umwelt auf, welche die Gemeinde ergriffen oder unterstützt hat. Einige seien angeführt: Aufbau eines Erdgasnetzes, eines Blochheizkraftwerkes und einer Holzschnitzelfeuerungsanlage in Turnhallen, Schulzentrum und Rathaus, Zustimmung zum Bau dreier Windkraftanlagen, Erarbeitung eines Gewässerentwicklungsplanes, Installierung einer bürgereigenen Solaran-lage auf dem Dach der Realschule, Unterstützung des sehr aktiven NABU-Ortsvereins. Bürgermeister und Gemeinderat haben die Zeichen der Zeit erkannt.
Diese Feststellung gilt sicher auch für die Vereinsführung und für die Sängerinnen und Sänger des Liederkranzes. Seit der glanzvollen Feier des 125-jährigen Jubiläums verbunden mit dem 25. Gauchorfest des Sängergaus Schwarzwald hat sich der Verein auch unter dem neuen Vorstand Helmut Mauch und dem jungen Chorleiter Hermann Schneider zu einer leistungsfähigen Singgemeinschaft weiterentwickelt. Betrachtet man das Konzertprogramm der letzten Jahre, so erkennt man darin nicht nur den guten Geist, der in den Chören des Vereins waltet, sondern auch das hohe musikalische, fast professionelle Niveau, auf dem sie sich präsen-tieren. Zu denken ist dabei an die Aufführung der
Vergleicht man den heutigen Verein mit dem 1853 gegründeten, so muss man feststellen, dass hier nicht mehr viel Gemeinsamkeiten bestehen. Damals kamen in den Wintermonaten – im Sommer fanden keine Sing-stunden statt – rund 20-30 Männer, vermutlich bei Petroleumlicht, mit einem Dirigenten, der wahrscheinlich zugleich auch Vorstand, Schriftführer und Kassenwart war, zusammen, heute ein Verein mit….. aktiven und …….passiven Mitgliedern und einer Vereinstruktur, die eigentlich als
Die aktiven und passiven Mitglieder leisten dazu einen beachtlichen Beitrag. Josef Kuhn, nach dem Krieg lange Jahre im Gemeinderat tätig, stellvertretender Büchermeister und 1.Träger des Bundesverdienstkreuzes in Dunningen, sagte bei der Generalversammlung 1964:
„Was wäre unsere Gemeinde ohne den Gesang, die Musik, ihrer ideal gesinnten Männer, die die Tradition der Väter und Vorfahren trotz aller Krisen und Kriege schon ins zweite Jahrhundert hinüber gerettet und als kostbares Erbe und Vermächtnis gewahrt haben. Von der Wiege bis zum Sarg künden und besingen sie den Schlummer des Kindes, die Reife der Jugend, die Sehnsucht der Liebe, die Schönheit der Heimat, das Glück von zu Hause und zuletzt den Abschied des Lebens. Alles, was dazwischen liegt an Lust und Frohsinn, an Treue und Opfer, an Kummer und Leid formen und prägen sie um in die Sprache des melodischen Tones, in die edle Kunst des Gesanges“.
Diesen fast poetischen Worten möchte der Chronist nichts mehr hinzufügen.
Julius Wilbs
Author: Sarah Loga am 9. Jul 2003 09:01, category: Vereinsleben, comments per feed RSS 2.0, Writing comment,